Bisher wurde die Rolle des Radsports im Dritten Reich sowohl in der Öffentlichkeit als auch in wissenschaftlichen Publikationen kaum behandelt. Es wurde fast vergessen, dass der Radsport eng mit dem nationalsozialistischen System verknüpft war. Ebenso wenig Beachtung fanden die Radsportler, die sich der nationalsozialistischen Ideologie widersetzten, diejenigen, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ausgeschlossen wurden, die das Land verlassen mussten oder die in nationalsozialistische Konzentrationslager verschleppt und ermordet wurden.
Dieses Defizit wird besonders deutlich, wenn man die sportgeschichtliche Forschungslage zu diesem Thema genauer betrachtet, insbesondere im Vergleich zu anderen Sportarten. Es scheint bisher weder vom Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) noch von den Radfahr-Landesverbänden oder den Radsportvereinen ein tiefgehendes Interesse daran zu bestehen, die eigene Vergangenheit zu beleuchten, einschließlich der Rolle des Radsports und seiner Organisationen während der NS-Herrschaft.
Das vorliegende Buch stellt einen ersten Versuch dar, diese Lücke zu schließen und weitere Forschungen zu diesem Thema anzuregen.