Neuauflage zum Jubiläum der Band
1970 erschien »Macht kaputt, was euch kaputt macht«, die erste Single der Ton Steine Scherben, und schnell wurde der Refrain zum Kampfruf einer außerparlamentarischen Linken, die zutiefst geprägt war vom musikalischen US-Underground. Zum ersten Mal klang Rock mit deutschen Texten nicht fremdartig und peinlich, sondern im besten Sinne des Wortes authentisch.
Wolfgang Seidel, Gründungsmitglied der Scherben und bis heute als Musiker aktiv, will anlässlich der Jubelfeierlichkeiten um die Scherben, die sogar einen Rio-Reiser-Platz in Berlin-Kreuzberg möglich machen, eine kleine Korrektur an der Verklärung der Band vornehmen. Er hat Zeitzeugen versammelt, politische Aktivisten der 1970er und Freunde der Band, deren Erinnerungen die Vergangenheit noch einmal lebendig werden lassen.
Das nun mit neuem Vorwort des Herausgebers wieder erhältliche Buch ist weitaus mehr als nur eine Bandgeschichte. Es bietet einen Überblick über die Mentalität der westdeutschen Linken in den 1970er- und 1980er-Jahren und reicht bis in die Gegenwart hinein
Inhaltsverzeichnis
Editorial
Wolfgang Seidel: Noch ein Jubiläum …
Thorwald Proll: Yesterdays Scherben
Ted Gaier: Die Sache mit Früher. Oder: Wie kann man eigentlich über Freiheit reden?
Wolfgang Seidel: Berlin und die Linke in den 1960ern. Die Entstehung der Ton Steine Scherben.
Andre Greiner-Pol (Freygang): Wie die Scherben in den Osten kamen
Detlef Krenz: Das Zodiak am Halleschen Ufer
Wolfgang Seidel: Scherben ...
Achim Müller: Eisen erzieht
Wolfgang Seidel und Martina Groß im Gespräch mit Werner Schretzmeier: Der Kampf ums eigene Jugendzentrum
Lutz Neitzert: Wassermänner und Mondkälber
Tine Plesch im Gespräch mit Britta Neander: Carambolage
Wolfgang Seidel im Gespräch mit Françoise Cactus: »Die haben immer so psychedelische Experimente gemacht.«
Volker Hauptvogel & Dietmar Kirves: Verweigerer
Egon Bunne / Oliver Held: Der Duft vom frischen Heu
Jimmy Boyle: Kritik der Konsumkritik
Hartwig Vens: »Unsere Lieder sind einfach, damit viele sie mitsingen können.« Zur Sprache der Scherben.
Ralf Fischer: Lechts und Rinks sind nicht zu verwechseln. Aufklärung über einen weitverbreiteten Irrtum.
Robert Kneschke: Sklavenhändler im Callcenter. Warum die Scherben immer noch junge Menschen inspirieren und deshalb sogar Webseiten entstehen.
Antonio Xavier Merchan Casado: Der Sound der Stunde. Naunyn Ritze revisited.
Thies Marsen: Fresenhagen revisited